Der Maler Gebhard Fugel

Gebhard Fugel (1863 Ravensburg – 1939 München), der Schöpfer des Panoramas in Altötting, galt den Zeitgenossen als ein „Erneuerer christlicher Kunst“. Er schuf zahlreiche Fresken und Altarbilder für Kirchen in Deutschland, der Schweiz, Italien, Österreich und den USA. Bekannt wurde er durch eine Serie von über 100 Gemälden zur Bibel, die im Druck weit verbreitet waren (Originale im Diözesanmuseum Freising).

Bereits in seinem Frühwerk widmete sich Fugel in großformatigen Historienbildern christlichen Bildthemen. Sein Bild „Christus heilt Kranke“ (1884/85, Missionshaus Hl. Kreuz, Altötting) erregte 1885 bei der Ausstellung im Münchner Kunstverein Aufsehen. Die Bilder jener Zeit, für Ausstellungen geschaffen, gehören zur Gattung der Historienmalerei, die damals an den Akademien den höchsten Rang einnahm.

1893 gründete Fugel mit Kollegen die bis heute tätige Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst. Es ging im Umbruch zur Moderne um die Wiedergewinnung künstlerischer Qualität und Freiheit im Raum der Kirche. 1905 wurde ihm der Professorentitel verliehen.

Nach 1890 wandte sich Fugel dem monumentalen Fresko im Kirchenraum zu. Zu den ersten bedeutenden Arbeiten zählen die Freskenzyklen in der Wallfahrtskirche St. Gebhard bei Bregenz (1895/96) und in der Stadtpfarrkirche in Wangen/Allgäu (1899). Das Panorama, in dem er 1902/03 dem religiösen Historienbild eine neue räumliche Dimension erschließen konnte, sowie die monumentalen Kreuzwegfresken von 1904/08 in St. Josef in München (im Zweiten Weltkrieg zerstört) bilden Höhepunkte im Werk Fugels.


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Gebhard Fugel, „Das Siegel des lebendigen Gottes“, Offenbarung 7, 1-4, (Benediktinerkloster Scheyern)
Gebhard Fugel, Jesus wandelt über den See, Bibelbild, um 1924 (Diözesanmuseum Freising)

In den Fresken zur Andreaslegende von 1908/09 (Liebfrauenkirche, Ravensburg) entwickelte Fugel einen neuen, auf das Wesentliche konzentrierten Darstellungsstil. Dieser wurde für sein späteres Werk bestimmend, insbesondere für den umfangreichen Bilderzyklus zur biblischen Geschichte, in dem Fugel von 1908 bis 1932 die künstlerischen, religiösen und pädagogischen Qualitäten des Bibelbilds für seine Zeit neu formulierte. Im Spätwerk der 1933 veröffentlichten 25 Entwürfe zur Apokalypse fand Fugel nochmals eine neue, visionäre Ausdrucksweise.


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Gebhard Fugel, Kreuzabnahme, Öl auf Leinwand, 1889/90 (Städtische Galerie Saulgau)

Gebhard Fugel, Jüngstes Gericht, Kuppelfresko, Pfarrkirche Hauerz/Allgäu, 1921